Design Thinking für`s Leben: wenn das agile Framework zum Allheilmittel wird
Was verbirgt sich hinter dem gerade so populären Begriff des Life Design? Und was genau hat Design Thinking damit zu tun?
Agilität im Alltag - ein Selbstexperiment
Ist ein agiles und nutzerzentriertes Mindset wirklich nur dafür gut, komplexe Probleme im Business-Kontext zu lösen? Oder lässt sich damit vielleicht sogar noch ein bisschen mehr anfangen?
Jeder, der sich schon einmal intensiver mit #Agilität und #UserExperience befasst hat, wird die Antwort bereits erraten haben: man kann! Warum? Beide Ideologien basieren auf Werten und Prinzipien, einer Haltung, einem #Mindset. Und das Gute an einem Mindset ist: es ist universell anwendbar. Agilität und Menschzentrierung stehen unter anderem für eine lösungsorientierte Denk- und Herangehensweise und diese lässt sich nicht nur auf Herausforderungen im beruflichen Kontext übertragen.
Wie und warum habe ich mich überhaupt damit befasst?
Ich stand schlicht und ergreifend vor einem komplexen Problem ohne greifbaren Lösungsansatz. Im Arbeitsleben gibt es darauf eine eindeutige Antwort, nämlich #DesignThinking! Ausnahmsweise war mein Problem aber mal nicht arbeitsbezogen, sondern sogar ziemlich persönlich. Nach mehreren schlaflosen Nächten und wenig zielführenden To Do/Pro & Contra-Listen, stand mein Entschluss fest: Ich wollte vom Grübeln ins Tun kommen! Gemäß dem Motto Practice what you Preach habe ich mich also unter Einbezug von Familie, Freunden und Bekannten eigens durch den nutzerzentrierten Prozess gearbeitet.
Auch wenn sich selbst zu coachen im Allgemeinen kritisch zu betrachten ist, hat es zum erhofften Erfolg geführt. Ich konnte alte Denkbarrieren überwinden, außerhalb der Grenzen meiner Black Box denken und hatte am Ende einige vielversprechende Ideen zur Auswahl. Diese habe ich inzwischen in mehreren prototypischen Ausführungen getestet und überarbeitet. Nutzer war ich an dieser Stelle selbst! Und ja - zu #prototypen funktioniert tatsächlich auch mit Lebensentwürfen!
Meine Reise durch den Design Thinking Prozess
#0 Die Design Challenge formulieren
Einer der entscheidendsten Meilensteine noch vor Einstieg in den 5-Phasen-Prozess, ist die Herausarbeitung der #DesignChallenge. Die Design Challenge steht für die initiale Fragestellung, mit der das Team normalerweise loslegt. Die große Herausforderung liegt hierbei in der Formulierung: Für alle verständlich sollte sie sein, offen aber nicht zu offen und konkret, aber ohne dabei bereits Lösungsansätze vorwegzunehmen. Es kommt also auf die richtige Flughöhe an. Die Frage, die mich beschäftigt hat, war ganz gelinde gesagt: Wie soll es weitergehen? Ein wenig konkreter: Wie soll es beruflich weitergehen, ohne aus meiner (dank Gap Year zurückgewonnenen) Work/Life-Balance zu geraten? Und weil alle guten Dinge drei und die Design Thinker Fans von sogenannten #HowMightWe-Fragen sind, lautete meine beispielhafte Challenge:
Wie kann ich mein künftiges Arbeitsleben mit Fokus auf Work-/Life-Romance gestalten?
#1 Verstehen & Beobachten
Eine meiner Lieblingsmethoden in der ersten Prozessphase ist die Semantische Analyse, nämlich „hinter jedes Wort der How might we-Frage zu blicken“. Es ging in meinem Fall darum zu determinieren, was eine Work-/Life-Romance für mich eigentlich ausmacht und wie ein erfolgreiches und gleichermaßen sinnstiftendes Arbeits- wie Privatleben aus meinem persönlichen Blickwinkel heraus aussieht, was ich unter "erfolgreich" und "singstiftend" verstehe. Normalerweise macht man diese Übung nicht alleine, sondern holt die Perspektiven von anderen Teammitgliedern ein, um einen vollumfänglichen Eindruck zu bekommen. Im Privaten kann es an dieser Stelle also hilfreich sein, Freunde und Familie einzubinden. Ziel der Aufgabe ist es, ins #divergenteDenken zu gehen und die Aufgabenstellung aus möglichst vielen unterschiedlichen Gesichtspunkten heraus zu betrachten!
Was bedeuten die einzelnen Bestandteile der Challenge für dich? Welche Perspektiven bringen ein zweites und drittes paar Augen?
Um #Empathie zu entwickeln gilt es ja bekanntlich, zum einen mit Endnutzern in den Dialog zu treten und zum anderen einen Blick in den Markt zu werfen. Da ich im vorliegenden Fall der Endnutzer meiner Lösung sein würde, war es besonders spannend, mich mit Menschen mit ähnlichen Anforderungen in Bezug auf ein Gleichgewicht von Arbeit und Privatleben auszutauschen. Ich habe mich also im Freundes- und Bekanntenkreis aber auch online auf die Suche nach alternativen Lebensentwürfen gemacht. Zahlreiche Blogs, Bücher und intensive Gespräche mit neuen und alten LinkedIn-Kontakten später und ich war bereit für den nächsten Schritt im Prozess. Im Gepäck hatte ich hierfür: unheimlich viel #Inspiration, noch mehr #Motivation und erste wertvolle #Erkenntnisse!
#2 Die Synthese
Die mitunter intensivste Phase des Prozesses: Wie stehen all die neu gewonnenen Erkenntnisse nun zu mir persönlich in Bezug?
Welche Key Insights konnte ich gewinnen? Was sind meine größten Pains? Worin sehe ich die größten Gains?
Es geht darum, das Gelernte zu verarbeiten und die wichtigsten #Learnings mit in die anstehenden Phasen zu überführen. Dafür habe ich mir zudem noch einmal Gedanken zu meiner initialen HMW-Frage gemacht und ein paar Prioritäten gesetzt. Abgerundet habe ich meine Synthese-Phase in einem 3-tägigen Yoga- und Meditationsretreat, um das Gelernte erst mal sacken zu lassen und mich auf die anstehenden Veränderungen in Ruhe einzustimmen. Auch das darf wenns um die Gestaltung des eigenen Lebens geht einmal sein! Wo beim klassischen Design Thinking der Fokus mitunter auf der Geschwindigkeit liegt, ist es auch beim Life Design wichtig, den Prozess in jedem Fall vollständig zu durchlaufen. Allerdings sollte dir das Framework zudem ein gutes Gefühl vermitteln. Gerade vor großen, möglicherweise lebensverändernden Entscheidungen darf man sich also auch ein wenig Zeit nehmen, um die neuen Erkenntnisse zu verarbeiten.
#3 Die Ideengenerierung
Jetzt war kreativ werden angesagt! Ich liebe die Ideengenerierung zu coachen, persönlich stellt sie mich manchmal jedoch vor Herausforderungen. Meine Stärken liegen nämlich eher auf der Seite des logisch-analytischen Denkens.
Achtung: Hilfe holen ist hier nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht!
Durch die ersten Runden #Brainwriting und #Brainstorming habe ich mich also selbst mithilfe von kreativitätsfördernden Methoden, wie dem Mindmapping, der Kopfstand-Methode, der Was Wäre Wenn-Methode und so einigen mehr gepushed. Im Anschluss habe ich Freunde, Familie und den:die ein:e oder andere:n initiale:n Interviewpartner:in mit eingespannt. Und siehe da - der Knoten ist geplatzt: am Ende hatte ich mehrere ausgearbeitete Ideenskizzen zur Hand. Und jede davon hatte ihren ganz eigenen Reiz.
#5 Das Prototyping
Wie prototyped man einen Lebensentwurf? Papier und Stift oder Lego sind in vorliegendem Fall ausnahmsweise mal wenig hilfreich. An dieser Stelle war nun echter Aktionismus gefragt. Denn nur probieren führt über studieren. Genau darum geht es - du lebst im Rahmen deiner Möglichkeiten den neuen Lebensentwurf einfach mal probehalber. Mich hat mein Prototyp beispielsweise sogleich auf ein Work & Travel-Abenteuer mit festem Zeitlimit geführt. Und das ist die Krux vom #LifeDesign:
Wer nicht wirklich bereit und ein bisschen abenteuerlustig ist, etwas an seinem bestehenden Leben zu verändern, der wird hier abbrechen und weiterhin seinen Tagträumen nachhängen.
Es braucht also eine ordentliche Portion vom im Design Thinking so wichtigen Wert #Mut, um dran zu bleiben und sich weiter in Richtung des Lebens zu bewegen, das man eigentlich führen möchte.
#6 Testing und Nutzerfeedback einholen
Das Testen geht mit dem Prototyping praktisch Hand in Hand.
Auch hier sollen wertvolle Learnings generiert werden.
Normalerweise lädt man sich beim Design Thinking echte Nutzer(Vertreter:innen) ein und testet mit ihnen die vorliegenden Prototypen. Beim Life Design bist du selbst die Testperson. Es gilt also, nach der Prototyping-Phase ein ehrliches Resümee zu ziehen und darauf basierend neue Ideen und Prototypen zu generieren oder Bestehende zu überarbeiten. Denn gerade wenn es um unser Leben geht, haben wir oft haben eine bestimmte Vorstellung im Kopf, vielleicht sogar einen ganzen Traum. Bevor wir diese allerdings nicht in die Realität übertragen bzw. ganz einfach mal ausprobiert haben, können wir gar nicht sicher wissen, ob unser mentales Modell auch der Wirklichkeit entspricht. Ob der gelebte Traum sich "in Echt" genauso gut anfühlt wie in unserem Kopf.
Work & Travel oder das klassische Digitale Nomadentum haben sich für mich beispielsweise vorab immer so entspannt angehört. Allerdings habe ich auch so gut wie nie in einem Job fern meines bisherigen Karrierewegs oder ausschließlich online gearbeitet. Woher hätte ich also wissen sollen, ob einer dieser Lebensstile für mich nicht nur funktioniert, sondern sogar Erfüllung bringt? Notiz am Rande: Keine von beiden Varianten war eine sofortige Punktlandung. Allerdings hat mich das schlichte Ausprobieren auf neue Ideen und Prototypen kommen lassen, meine bisherige Komfortzone um ein gutes Stück erweitert und letztlich zu meiner ganz individuellen Variante der Selbstständigkeit, also zum Erfolg geführt.
Mein persönliches Fazit zum Design Thinking a la Life Design
Ich habe für mich schon lange vor meinem Experiment die Schlussfolgerung gezogen, dass der 5-10 Jahresplan trotz meiner Affinität für To Do-Listen nicht mehr zeitgemäß ist - weder in der freien Marktwirtschaft noch dem eigenen Privatleben. Sich auch hier die Offenheit zu bewahren, Dinge auszuprobieren, seien es Berufe oder Hobbies, alternative Lebensentwürfe anzudenken und einfach mal zu machen, anstatt die allseits beliebte Was wäre wenn?-Frage in den Raum zu werfen, bringt Schwung in den Alltag. Du eröffnest dir selbst zahlreiche neue Wege zur #Selbstverwirklichung. Gerade in Zeiten der Krise liegt für mich viel Entspannung in dem Gedanken, dass mein derzeitiger Zustand mehr ein Prototyp im Testing als ein fertiges Endprodukt im Wettbewerb ist. Was gefällt wird beibehalten und was nicht gefällt, wird gemäß der #offenFehlerkultur Fail often and early als Lernerfolg verbucht und entsprechend angepasst.
Im Anschluss an meinen Selbstversuch hat sich natürlich die Frage gestellt, ob nicht schon vorher mal jemand auf die Idee gekommen ist, Design Thinking auf das eigene Dasein anzuwenden. Wenig überraschend lautet auch hier die Antwort: na klar, eben unter dem passenden Titel Life Design inklusive Buch und Ausbildung.
Bist du auf den Geschmack gekommen und würdest Life Design selbst gerne einmal ausprobieren? Stehen private oder berufliche Veränderungen in deinem Leben an, die dir bisher schon die ein oder andere schlaflose Nacht bereitet haben?
Dann nimm gerne Kontakt auf und wir finden heraus, ob Life Design für dich der richtige Ansatz ist. Du kannst jederzeit eine unverbindliche und kostenlose 30 Min. Session zum Kennenlernen bei mir buchen!
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